Winterlinde bei Kirchdorf a. d. Amper
Ein Landwirt aus Nörting und dessen Freund aus Aufham gingen gelegentlich zusammen ins Wirtshaus nach Kirchdorf.
Eines Tages beschlossen sie, dort, wo sich ihre Heimwege trennten, zwei Linden zu pflanzen. Es kam ein Feldkreuz dazu. Nur einer der beiden Bäume blieb bis heute stehen. Irgend jemand stellte eine kleine Bank dazu und - vielleicht jemand anderes - brachte eine Schaukel hoch an einem Ast an. Die Schaukel ist schon viele Jahre dort.
Wie mag sie wohl an den mindestens sechs Meter über dem Boden ragenden Ast gekommen sein?
So hat es mir die Frau des heute 90-jährigen Urenkels des Landwirts aus Nörting erzählt.
Die Winterlinde
Dinge gehen ihrer Wege,
sind verflossen und dahin,
weil ich ständig was verlege,
auch wenn ich kein Verleger bin.
Boote sind im Meer verschwunden,
und das gibt sie nicht mehr her,
Tote sind im Teer versunken,
im Asphalt ist Suchen schwer.
Wohin nur sind die guten Jahre,
ich besinne mich nicht mehr,
verloren wie die letzten Haare
auf der Glatze wüst und leer.
Nur der ICE, der fährt noch,
und ein Läufer läuft im Kreis,
dann verschwinden auch die beiden
an ‘nen Ort, den keiner weiß.
Flurbaum-Steckbrief
Bezeichnung
Winterlinde - Tilia cordata
Beschreibung
- Einzelbaum
- einstämmig
- Stammumfang in 130 cm Höhe: 427 cm (das entspricht einem Durchmesser von 136 cm)
- Baumhöhe: ca. 22 m
- Kronenbreite: ca. 22 m
- lichte Höhe: ca. 2 m
- Kronenform: kuppelförmig
- Alter (berechnet): rund 240 (180 bis 290) Jahre, demnach steht der Baum seit etwa 1780 an dieser Stelle
Lebensraum
- Acker
- am Rand des Schlags
- ebenes Gelände
- an einem Wegkreuz
- Höhenlage: 495 m
- Einrichtungen: Feldkreuz, Sitzbank, Schaukel
- Naturraum: Donau-Isar-Hügelland
Standort
- bei Kirchdorf (nordwestlich des Orts)
- Flurlage Aufhamer Flur
- Gemarkung / Gemeinde Kirchdorf a. d. Amper
- Lkr. Freising, Bayern
- Koordinaten: 48.4691, 11.6334
Risiken
- eine teilversiegelte Fläche ist etwa 1 m entfernt
- keine regelmäßig bearbeiteten Flächen oder sonstige Störungen in Stammnähe
- erkannte Schäden: alte Verletzungen im unteren Stammbereich
- Bruchrisiko im Kronenbereich: wegen steilem Zwieselwuchs in etwa 4 m Höhe erhöht (V- Zwiesel mit einem sehr engen Verzweigungswinkel, Rindengrat: ca. 100 cm lang, ev. eingewachsene Rinde)
Besonderheit
- besonders landschaftsprägender Baum
Wenn der Urgroßvater eines heute 90-jährigen den Baum gepflanzt hat, ist die Linde wohl nicht so alt, wie es sich aus dem Stammumfang und den gefundenen Altersfaktoren ergibt, sondern etwa 100 Jahre jünger!