Schwarzerle bei Harheim
Hier im Main-Taunus-Vorland, nahe der früheren Grenze zwischen dem Königreich Preußen (Bonames) und dem Großherzogtum Hessen (Harheim) liegt fruchtbares Land. Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts fand hier die erste "Konsolidation" (Flurbereinigung) statt. In der feuchten Nidda-Aue könnte die Erle damals gerade gekeimt haben. Vielleicht konnte sie weitere Zusammenlegungen (die letzte in den 1960er-Jahren) bisher überstehen, weil sie lange am Schnittpunkt eines Feldwegs mit einem Graben wuchs. Heute ist von beiden nicht mehr viel zu sehen.
Flurbaum-Steckbrief
Bezeichnung
Schwarzerle - Alnus glutinosa
Beschreibung
- Einzelbaum
- einstämmig
- Stammumfang in 130 cm Höhe: 250 cm (das entspricht einem Durchmesser von 80 cm)
- Baumhöhe: ca. 16 m
- Kronenbreite: ca. 19 m
- lichte Höhe: ca. 2,5 m
- Kronenform: breit ellipsoid
- Alter (geschätzt): der Baum keimte um 1920 und war somit im Jahr der Messung rund 100 Jahre alt
Lebensraum
- Grünstreifen
- ebenes Gelände
- an einem kaum genutzten Feldweg
- Höhenlage: 105 m
- Begleitvegetation: Grasbestand
- Naturraum: Nidda-Aue
Standort
- bei Harheim (südwestlich des Orts)
- Flurlage "Feldgewann"
- Gemarkung Harheim
- Stadt Frankfurt am Main
- Hessen
- Koordinaten: 50.1786, 8.6743
Risiken, Schäden
- eine regelmäßig bearbeitete Fläche ist etwa 2 m entfernt
- einige Äste wurden abgesägt
Besonderheit
- besonders landschaftsprägender Baum
- alter Baum
Stand: Mai 2021
Die Harheimer Flur war bis zur "Konsolidation" entsprechend der damaligen Dreifelderwirtschaft in drei große Felder gegliedert: das Feld gegen Bonames, das gegen Nieder-Erlenbach (auch Straßenfeld) und das gegen Massenheim (auch Oberfeld genannt).
In der Dreifelderwirtschaft waren die wenigsten Feldstücke direkt an einen Weg angeschlossen. Da die Bewirtschaftung einschließlich der Ernte immer gemeinsam zu bestimmten Terminen durchgeführt wurde, musste und durfte in der Zwischenzeit niemand das Feld betreten. Deshalb war es erst nach Aufhebung der Dreifelderwirtschaft ein Problem, dass nicht jedes Flurstück einen ungehinderten Zugang hatte. Die Konsolidierung bestand im wesentlichen im Ausbau eines Wegenetzes zur Erschließung der Gemarkung. Dabei wurde ein Teil der Flurnamen übernommen, ein anderer Teil verschwand.
Das Bonameser Feld - es erstreckte sich zwischen dem Weg nach Nieder-Eschbach und dem Urnbergsweg - wurde bereits 1893 konsolidiert an die Eigentümer übergeben. Die Schwarzerle steht am Schnittpunkt eines Weges mit einem Graben, beides wahrscheinlich Ergebnisse dieser ersten Flurbereinigung. Sie trennen die Gewanne mit den alten Flurnamen "Feldgewann", "Mittelstgewann" und "In der Eck" (Abb. 1).
Zu den Flurnamen um die Erle schreibt Dagmar Wendler in Ihrer Veröffentlichung "Die alten Flurnamen der Gemarkung Frankfurt-Harheim und Harheims Denkmäler" (53) unter Verweis auf die genannten Quellen:
Die Feldgewann: Die Flur zählt zu den Wiesen in der Au.
- Quelle: Parzellen-Brouillons der Gemarkung Harheim (1822-1899), Katasteramt Frankfurt am Main, Staatsarchiv Frankfurt am Main, Harheim Nr. 4634 (Erläuterungsbericht Dr. Kemmer 1892), Nr. 4635 (Besitzstandsverzeichnis 1892)
Die Mittelstgewann: "Ein Stück Wiese zeugt undig der Aue, obern mittelsten Graben, stößet gegen dem Hellerrainberg uff Frankfurter Hospital Gut."
- Quellen: Pfarrarchiv St. Jakobus, II, 33 (Steinbuch über Harheimer Pfarrgelände), 1707. Parzellen-Brouillons der Gemarkung Harheim (1822-1899), Katasteramt Frankfurt am Main, Staatsarchiv Frankfurt am Main, Harheim Nr. 4634 (Erläuterungsbericht Dr. Kemmer [Bezirksgeometer I.Klasse], 1892), Nr. 4635 (Besitzstandsverzeichnis 1892).
- Wahrscheinlich leitet sich der Name Mittelstgewann von der Lage des 'Mittelsten Grabens' ab.
In der Eck: "Wiese stößt gegen der Ecken", um 1840 "in der Eck".
- Quellen: Staatsarchiv Frankfurt am Main, Harheim, Beschreibung des Dorfes Harheim, 1654. Staatsarchiv Darmstadt, Abt. C 2, Saalbücher Oberhessen 58 a. Pfarrarchiv St. Jakobus, II, 33 (Steinbuch über Harheimer Pfarrgelände), 1707
- Rechtwinkliges Flurstück 'in der Ecke', deren einer, fast rechter Winkel von der Nidda gebildet wird.
Entlang der Schenkel dieses Winkels, den heute die Nidda und einer ihrer Altarme bilden, verlief auch die oben erwähnte historische Grenze zwischen dem Königreich Preußen und dem Großherzogtum Hessen. Der bis 2009 von der Nidda abgetrennte und teilweise mit Bauschutt und Erde verfüllte Bonameser Altarm ist heute wieder mit dem Fluss verbunden (54)